Gesamtkunstwerk atmosphärisch: Vom Zerstäuben der Pixel in der Intermedialität

4. Juni | 14:00-15:30 | Anke Finger

Dieser Beitrag widmet sich einer Neudefinition des häufig als “toxische Atmosphäre” (Sloterdijk) wahrgenommenen Gesamtkunstwerks. Ausgehend von Dick Higgins’ Einführung des “intermedia”-Begriffs in der Konzeptkunst (1969), gilt es, mit aktuellen (Kunst-)Experimenten, die zum Teil auf die klassischen Avantgarden verweisen, eine Vernetzung herzustellen zwischen dem Gesamtkunstwerk als historisches Konzept und intermedialen, grenzüberschreitenden Phänomenen, die sich zerstäubenden Gesamtkunstwerken ähneln.
Diese Vernetzung thematisiert die Hinterfragung tradierter ästhetischer Ordnungen. Konkret als Beispiele herangezogen werden Multimedia-Romane wie TOC (2009) von Steve Tomasula sowie andere Formen der Netzliteratur und – kunst (ARTEMIO), und multimdial insznierte klassische Aufführungsformen (Wagners “Ring des Nibelungen” an der Metropolitan Opera). Das Zerstäuben der Pixel in der Intermedialität bedingt dementsprechend die intersensoriellen Wahrnehmungsprozesse der Leser- bzw. Zuhörerschaft: Raum-Leib-Beziehungen interagieren mit rezeptionsästhetischen Erfahrungswerten, die sich auf eine differenzierte Interpretation von Kunstzwischenräumen stützen können (Interart Studies). Dass sich hierbei der anthropozentrische Charakter des klassischen Gesamtkunstwerk-Konzepts (den Neuen Menschen in der sozialen Künstlergemeinde verankernd) an der aktuellen Idee des Posthumanen reibt, soll als zentrales Argument in diesem Beitrag verfolgt werden.