Handeln in Krisen der Wirtschaft

5. Juni 2011 | 14:00-15:30 | Uwe Hochmuth

Krisenmanagement wird in den Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften als ein systematisierbares Umgehen mit alternativen Lösungsmöglichkeiten bei gravierenden, Gefahren auslösenden Diskontinuitäten in ansonsten beständigen Entwicklungen gesehen. Insbesondere die Vorstellung der Systematisierbarkeit insinuiert, dass Krisen modellhaft beherrschbar sind und man dementsprechend auch auf verallgemeinerbare Exaktheit in deren Beschreibung zielen muss. In gewisser Weise wird ihnen ihre jeweilige Besonderheit genommen, damit sie mit einem vorgefertigten Instrumentarium und passenden Allgemeinaussagen behandelt werden können. Dieses im Grundsatz zunächst richtige Vorgehen birgt jedoch die Gefahr, dass man die damit verbundene Modellierung überzieht und zunehmend verbindlich auftretende Rezepte generiert. Ein Qualitätsmerkmal solcher Modelle ist ihre Exaktheit. Dieses Kriterium resultiert jedoch in aller Regel aus zweckdienlichen Vereinfachungen. Erst die Beschränkung auf wenige Aspekte einer Sache und auf wenige widerspruchsfreie Regeln schafft die pragmatische Voraussetzung für die Möglichkeit, allgemeine Aussagen über bestimmte Objekte und über die Regeln, durch die diese Objekte miteinander verbunden sind, zu treffen.
Von dieser Problematik ausgehend soll ein anderes Konzept für den Umgang mit Krisen bzw. für das Schaffen der Voraussetzungen für den erfolgreichen Umgang mit ihnen entwickelt werden. Grundlage hierfür ist die erlernte Fähigkeit, mit zumindest anfänglichen Unschärfen in der Beschreibung der Krisensituation umgehen zu können und weniger rezeptiv zu reagieren als vielmehr auf der Basis erworbener Kompetenz im Umgang mit unterschiedlichen unerwünschten Diskontinuitäten. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Kompetenz ist die Fähigkeit, die aus der in einer Krise empfundenen Unsicherheit resultierende atmosphärische Vagheit in der Problemerfassung in eine Handlungssicherheit gewährende Situationsbeschreibung zu überführen.